Die erste große Tour des Jahres ging zum Tunabreen. Bisher der vermutlich tollste Trip hier oben, nicht nur weil wir einen Eisbären gesehen haben sondern auch weil Tunabreen und vor allem die Fahrt dorthin einfach nur wunderschön ist. Tunabreen ist ein Gletscher der direkt in einen Fjord kalbt. Natürlich nur im Sommer solange der Fjord nicht gefroren ist was jetzt natürlich nicht der Fall ist! Der Fjord ist seit einigen Wochen schon gefroren und wir können mit Snowscootern darüber fahren.

Der Trip ist natürlich ein ganz schöner logistischer Aufwand. Wir brauchten einen Schlitten auf welchem wir vier Jerry Cans voller Benzin und unser Gepäck inklusive Sicherheitsausrüstung transportierten. Mit dabei auch sogenannte Seaice-picks. Die hängt man sich um den Hals und falls man einbricht zieht man die Griffe heraus und rammt sie ins Eis um sich wieder herauszuziehen. So weit ist es zum Glück nicht gekommen.

Los ging es morgens um 9. Wir waren drei Deutsche und drei Österreicher auf insgesamt vier Snowscootern. Erste Anlaufstelle war die Tankstelle wo wir die Jerry Cans mit 80 Litern Benzin füllten. Benzin ist hier oben auf Grund der Steuerfreiheit im Vergleich zu daheim spottbillig. 7.15NOK kostet der Liter Normalbenzin. Das sind umgerechnet ungefähr 93 Eurocent. Auf dem Festland ist Benzin noch teurer als in Deutschland. Umgerechnet über 1,70€ pro Liter zur Zeit. Und das obwohl Norwegen das wohl ölreichste Land Europas ist!

Mit im Gepäck Schokolade, Tee in der Thermoskanne und Ersatzkleidung. Es war das erste Wochenende mit ausreichend Licht und gutem Wetter in diesem Jahr und so war gefühlt halb Longyearbyen auf den Beinen, oder sollte ich lieber Scooter sagen? Es hat sich förmlich eine Autobahn in Richtung Sassendalen geformt. Sassendalen ist die bevorzugte Strecke nach Tempelfjorden. Die Strecke ist nicht zu schwer und man kommt gut voran.

Nach ungefähr 50km kommt man in Fredheim an. Eine der schönsten Orte die ich bisher sehen durfte. Kein Wunder dass der Trapper und Svalbardlegende Hilmar Nøis dort sein Lager aufschlug und insgesamt 26 mal dort überwinterte. Seine Hütte, “Villa Fredheim”, steht unter Denkmalschutz und dient nur noch als Notfallhütte des Roten Kreuzes. Trotzdem ist es eine beliebte Haltestelle für alle die nach Tempelfjorden/Tunabreen oder in Richtung Pyramiden wollen.

Ebenfalls eine große Attraktion im Fjord ist das Schiff Noorderlicht. Im Sommer schippert es um das Eiland und im Winter dient es als schwimmendes Hotel. Bzw. nicht-schwimmendes Hotel, denn der Betreiber Basecamp Explorer lässt das Schiff im Fjord jedes Jahr einfrieren. Die Übernachtung kostet bestimmt einiges da man dort gerüchteweise auch 3-Gänge-Menüs serviert bekommt.

Ab Fredheim bin ich zum ersten Mal auf Seeeis gefahren. Ein etwas seltsames Gefühl wenn man bedenkt dass man auf rund 30cm Eis fährt und darunter 100m Wasser sind. Die letzten 15km auf dem Eis sind herrlich zu fahren. Kein Hindernis welches im Weg stehen könnte und man kann einfach mal “brausen”. 🙂

Je tiefer man in den Fjord fährt desto ruppiger wird die Fahrt denn immer mehr Eisschollen türmen sich auf. Die Eisschollen sind eigentlich gar keine Eisschollen sondern abgekalbte Eisberge die im Eis festgefroren sind. Der Gletscher ist wunderschön und man deutlich trotz des bescheidenen Sonnenscheins des Tages das tiefe Blau im Eis erkennen! Natürlich ist der Gletscher weiterhin aktiv auch wenn die Eisberge nicht davon schwimmen aber man muss aufpassen und darf auch nicht direkt an die Front herangehen.

Auf dem Weg zurück war dann plötzlich große Aufregung angesagt. Hinter einer aufgetürmten Eisscholle nah am Ufer sah man plötzlich einen eher beigefarbener Fleck! Da wir zu weit weg waren packte ich meine Kamera aus und versuchte mit meinem Teleobjektiv näher ranzukommen. Und tatsächlich! Ein Eisbär!

Er lag auf dem Boden und schlief! Plötzlich regte er seinen Kopf und fing an zu gähnen und schaute fast schon gelangweilt in unsere Richtung. Trotzdem waren wir alle aufgeregt und so sind meine Fotos auch leider nicht viel geworden. Teleobjektiv mit ausgeschaltetem Bildstabilisator in Kombination mit zittrigen und eiskalten Händen ergibt keine guten Fotos. Und dazu war ich noch im Landschaftmodus und saß auf meinem Scooter^^… Das nächste Mal bleib ich ruhig und konzentriere mich besser!

Ein wundervoller und unvergesslicher Tag! Insgesamt 140km Snowscooter gefahren (was allein schon ein Erlebnis für sich ist!), einen “kalbenden” festgefrorenen Gletscher gesehen und am Ende noch einen Eisbären als i-Tüpfelchen.

Hier sind die Foto! 🙂