Die Fieldwork für meinen Environmental Management Kurs stand an.

Mit einer geradezu verrückt anmutenden Anzahl von 22 Scootern und Schlitten und 31 Personen ging es los. Die Fieldwork war in Kombination mit den Biologen organisiert. Biologen haben immer tonnenweise Equipment dabei. Dazu gehören auch einfach mal mehrere 100kg schwere Ketten um feste Installationen im Fjord zu verankern. Mit einer solchen Kette war ein Schlitten dann voll ausgelastet.

Das Wetter war geradezu traumhaft, kein Wind und stellenweise sogar blauer Himmel. Bis zum eingefrorenen Schiff in Tempelfjorden kannte ich die Strecke schon in und auswendig. Ab dort fährt man über den Murdocbreen und über Boltenbreen einen gewissen Umweg ins Gipsdalen hinein. Normalerweise fährt man direkt auf dem Meereis ins Gipsdalen was durch den Sturm vor ein paar Wochen aber nahezu unmöglich gemacht wurde. In Gipsdalen fährt man den größten Gletscher auf Spitsbergen hinauf, den Nordenskiöldbreen. Ein wundervoller Gletscher und ein noch viel tollerer Anblick wenn man oben steht. Ein Foto kann das nicht mal annähernd einfangen! Vielleicht gehören aber auch die zuvor aufgewandten Strapazen dazu um diesen Moment schätzen zu wissen.

Man fährt auf der südlichen Seite des Gletschers hinunter und durch die Moräne aufs Meereis rauf. Auf genau diesem Eis wurden die meisten Arbeiten in den nächsten Tagen ausgeführt.

Zunächst aber musste das Zeltlager aufgebaut werden. Dieses wurde in der nahegelegenen verlassenen Stadt Pyramiden gemacht. Dort gibt es das Hotel Tulipan (Tulpe) welches von Russen geführt wird. Ganz verlassen ist diese Stadt also doch nicht, im Winter sind immerhin 5 Personen dort stationiert die sich um Hotel und Dieselgenerator kümmern.

Unser Zeltlager wurde direkt am Hotel aufgeschlagen, dazu mussten wir Schnee wegschaufeln und große Zelte aufstellen. Dazu bekam jedes Zelt einen Paraffinofen um zu heizen. Unser Zelt entschied sich gegen den Ofen da man sonst die ganze Nacht eine Ofenwache organisieren muss.

Da sich unser Hinweg ganz ordentlich verzögerte bauten wir am ersten Abend nur das Zeltlager auf und begannen mit den Arbeiten am nächsten Morgen. Für Thomas und mich gab es noch eine Sonderaufgabe. Eine Truppe von 4 Geologen hatte Fieldwork in derselben Gegend und wir brachten eine Gasflasche für diese mit. Die Geologentruppe bestand aus Max mit dem ich an der Ostküste war, Anne – meiner Professorin aus dem letzten Semester und Endre ihrem PhD Studenten welcher uns auch bestens vertraut war. War ja klar dass nur ich die folgende Sonderaufgabe ausführen durfte 😉 Besagte Gasflasche noch einige Kilometer weiter nördlich zu deren Basislager zu fahren. Dort trafen wir unter anderem einige Wissenschaftler aus Ny Alesund. Nach einem kurzen Schwätzchen ging es dann wieder zurück, denn das Abendessen im Hotel Tulipan wollten wir nicht verpassen.

Verpasst haben wir auch nichts, obwohl wir für das Abendessen viel zu spät waren. Nach Aussage unserer Kommilitonen war das Essen nicht besonders ergiebig und wohl auch nicht sonderlich gut. Dafür machten wir uns einfach etwas Drytek und Hot Chocolate!

Die erste Nacht bei -15°C war interessant, und ich hatte natürlich auch prompt Eisbärwache. Jeder übernimmt eine Stunde in der Nacht und weckt den nächsten auf. Leider weckt derjenige dabei immer das gesamte Zelt (oder zumindest immer auch mich) auf. Ich hatte also nicht sonderlich viel Schlaf in der ersten Nacht und um 5Uhr morgens begann dann auch schon meine Wache. Bären kamen leider keine vorbei (vielleicht auch besser so), dafür aber 3 sehr zutrauliche Füchse welche wohl in und um Pyramiden leben. Die 3 umkreisten unser Zeltlager kontinuierlich und inspizierten alles ganz genau. Da war ich mit meiner Kamera natürlich sofort zur Stelle und so bekam ich einige sehr nette Schnappschüsse zusammen.

Die Arbeit auf dem Eis begann dann auch morgens. Das Wetter war suboptimal (mal wieder) aber wenigstens kein Wind. Hauptaufgabe war zunächst große Löcher ins Eis zu bohren. Dies wurde mit großen Eisbohrern der Firma Stihl gemacht. Der Bohrer größer als so manche zierliche Biologin 😉 Mir macht Bohren tierisch Spaß, deswegen kann ich es nicht so ganz verstehen warum sich die ganzen Biologen drum gedrückt haben, schließlich war das ihre Fieldwork und ich eigentlich nur als Helfer dabei. Im Endeffekt hab ich dann fast im Alleingang zwei komplette Löcher von ~2m Durchmesser gebohrt (locker 30-40 Einzellöcher von jeweils 20cm Durchmesser). Mit dem Eisbohrer bohrt man so viel Eis wie möglich weg und sägt dann die letzten Stückchen weg. Das Eis war mit 80cm Dicke schon recht ordentlich, was das Herausholen der Bruchstücke doch ganz schön erschwert! Im Endeffekt mussten wir manche Brocke mit Scootern abgeschleppt. Natürlich kriegt man bei jedem Loch einen Schwall Wasser ab, zum Glück waren meine Scooterboots absolut wasserdicht!

Über den Löchern wurden dann Dreibeine aufgestellt um Netze und Moorings herunterlassen zu können.

Am Nachmittag begann dann die eigentliche Fieldwork für mich wegen der ich mitgekommen bin und zwar Umweltschäden in Pyramiden zu begutachten. Leider machte uns nun das Wetter einen Strich durch die Rechnung und wir konnten uns nur gewisse Dinge in Innenräumen ansehen. So richtig überzeugt hat mich die Fieldwork trotzdem nicht, da war ich von UNIS bisher besseres gewohnt.

Die nächste Nacht konnte ich ausschlafen und dieser Tag hatte es in sich ;). Absolutes Knallerwetter so dass es sich auch mal lohnte die Kamera herauszuholen. 😉 Dieser Tag war leider viel zu schnell zu ende denn wir waren mit unserer Arbeit fertig und ließen die Biologen auf dem Eis alleine.

Die Rückfahrt war die vermutlich schönste Tour die ich bisher auf Spitzbergen unternommen habe!