Die Osterwoche ist in Norwegen etwas ganz besonderes. Jeder hat frei, jeder geht auf seine Hütte, geht Ski fahren oder geht auf Tour. Das ist auch auf Svalbard nicht anders und so haben auch alle Studenten frei.

Alle planen Touren und suchen sich schon viele Tage zuvor ihre Ausrüstung zusammen. Die Nachfrage ist so groß dass alle Stellen wo man etwas ausleihen kann Lotterien einrichten damit das Equipment fair verteilt werden kann.

Der Sysselmannen betreibt verschiedene Hütten quer über die Insel verteilt und jeder kann sie jederzeit nutzen. Außer in der Osterwoche,… in dieser Woche verlost der Sysselmannen aufgrund der hohen Nachfrage diese Hütten damit nicht am Ende jemand vor einer bereits besetzten Hütte steht. Alle Einwohner sind berechtigt an der Lotterie teilzunehmen. Christian, mehr oder weniger unser Guide, nahm teil und hat auch prompt eine Hütte gewonnen. Sie nennt sich Austbotnhytta. Sie liegt wie der Name vermuten lässt am Ufer des großen Austfjorden welcher der südliche Teil des großen Wijdeforden ist welcher Spitsbergen von Nord nach Süd fast halbiert. Der Hinweg alleine beträgt über 180km und ist trotzdem die am wenigsten weit entfernte der verlosten Hütten.

Natürlich braucht man einiges an Ausrüstung für eine so große Tour und so gab es noch mehr Lotterien an denen man teilnehmen musste. Die Uni-Logistik verlost alle “Welfare”-Rifles wobei wir nur eine Signalpistole benötigten. Dazu verlost das Student-Equipment alles was zu vergeben ist und zum Glück haben wir da einiges an Sicherheitsausrüstung bekommen. Ice-picks, Notfallzelte, Windbags, Seile, Karabiner etc. sowie eine Zargesbox.

Das GSM-Netz auf der Insel funktioniert nur um Longyearbyen und auf hohen Bergen. Ergo braucht man weitere Kommunikationsmittel. Dazu liehen wir uns ein Satellitentelefon aus um im Notfall Bescheid geben zu können und um aktuelle Wetterberichte per SMS erhalten zu können.

Zu dritt brachen wir am    Mittwoch (20.April) gegen 17:00 auf. Warum so spät? Die Wettervorhersage war semi-gut aber es sollte gegen Nachmittag aufklaren und die Nacht über halten. Drei Scooter zusammen mit drei vollbepackten Schlitten! Auf meinem Schlitten befanden sich 10 Jerrycans und zwei große Packen Holz zum Heizen. Zusätzlich waren anstatt eines Passagiersitzes zwei weitere Jerrycans auf meinem Scooter befestigt. Dazu natürlich Sicherheitsausrüstung bestehend aus Lawinenpiepser, Lawinensonde und Schaufel.

Mein Schlitten wog wohl so um die 300kg was man ganz ordentlich merkt wenn man bergauffährt. Die Route war eine altbekannte. Wir fuhren zunächst durch Adventalen in Richtung Eskerdalen. Statt über Tempelfjorden zu fahren sind wir Sassendalen weiter östlich gefolgt und über einen Gletscher namens Rabotbreen auf Lomonossovfonna. Lomonossovafonna ist das größte Icecap auf Spitsbergen und füttert viele verschiedene Gletscher mit Eis.

Über ein Fonna zu fahren ist etwas seltsam. Man fühlt sich als wäre man in einer weißen Wüste. Weit und breit nichts zu sehen außer Berge aus Eis. Kein Stückchen blanke Berge zu sehen. Man könnte genauso gut auch in der Sahara stehen, bis auf Temperatur und Farbe ist da kein Unterschied merkbar. Man fährt fast 70km durch diese Wüste und wir waren so spät dran dass wir direkt der Sonne entgegenfahren konnten obwohl unser Kurs exakt Nord war (das bedeutet Mitternacht).

Mitten auf dem Fonna passierte plötzlich etwas sehr sehr unangenehmes… meine Anhängerkupplung brach. Man merkt dass man plötzlich sehr viel flotter unterwegs ist :). Die 300kg und die vielen Bumps waren wohl etwas zu viel für eine leider bereits einmal gefixte (geschweißte) Anhängerkupplung. Naja, mitten auf dem Fonna bleibt nichts anderes übrig als zu improvisieren und so fanden wir eine mehr oder weniger elegante/unelegante Lösung die aus mehreren Straps und Karabinern bestand. Keine Lösung auf Dauer, aber da wir schon mehr als die Hälfte der Reise hinter uns hatten und den Schlitten eh an der Hütte lassen würde musste die Halterung ja nicht lange halten.

Man kommt an wunderbaren Landschaften vorbei, fährt über große Gletscher (natürlich auch Gletscherspalten, zur Winterzeit sind die aber recht anständig mit Schnee verfüllt), quert Schmelzwasserkanäle und kommt schließlich auf Fastice (stabiles, angefrorenes Fjordeis) im Austfjorden auf welchem man bis zur Hütte fahren kann. Wir kamen wohl so gegen halb 5 Uhr morgens an der Hütte an was einer Fahrtzeit von rund 11,5h entspricht. Da brummt der Schädel! Man lädt alles aus, tankt die Scooter voll und geht direkt ins Bett. Dazu wurde das Wetter auch schlechter, das war also gutes Timing. Dass die Hütte einer Schuhschachtel gleicht ist in dem Moment total egal! Schlafsack raus und Gute Nacht!

Wer um halb fünf Uhr morgens ins Bett geht steht entsprechend spät auf. Das Tolle war nur: das schlechte Wetter zog während wir schliefen durch und es war wieder tollstes Wetter! Und so konnten wir direkt nach dem Frühstück zu unserem ersten Trip aufbrechen.

Das erste Ziel: Mosselbukta! Ziemlich genau auf dem 80. Breitengrad gelegen ist es eine wunderschöne Bucht mit toller Sicht. Schaut man auf die Karte ist es ein ganz schönes Stück: 90km Luftlinie. Wir packten unsere Schlitten und fuhren los. Zunächst auf dem gefrorenen Fjord. Dieser war jedoch so voller Wellen (entstehen durch Schneeverwehungen und Schneekompaktion) dass das Vorankommen leider nicht mit dem erhofften Tempo geschah. Wir folgten einer ausgefahrenen Spur welche auf Land führte und entschieden uns dieser zu folgen. Wir konnten es bis jetzt nicht nachprüfen aber wir vermuten dass diese Spuren von UNIS Personal auf Fieldwork gelegt worden sind. Einer der dort beteiligten Studenten schrieb seine Bachelorarbeit über seine dort gesammelten Gesteinsproben (Gruß an Max an dieser Stelle).

Die gelegte Spur führte über einen recht abenteuerlichen Pfad auf Asgardfonna, dem nordöstlichen Icecap der Insel. Dort bietet sich wieder der bekannte Eindruck einer Eiswüste egal in welche Richtung man blickt. In der weißen Wüste erblickt man bei guten Sichtverhältnissen recht schnell Dinge die dort nicht hingehören. Andere Scooter gehören da hinzu. Wir trafen zwei Longyearbyner die ebenfalls auf ihrem Weg nach Mosselbukta waren. Es stellte sich raus dass sie in der Lotterie die nördlichste aller Hütten zugeteilt bekommen haben und sich dort mit Freunden treffen wollen. Wir fuhren nicht direkt zusammen, wir machten noch einen kleinen Umweg.

Angekommen in der Mosselbukta staunten wir nicht schlecht wie viel Verkehr dort oben herrschte. Insgesamt zählten wir 7 Scooter in 200km Entfernung von Longyearbyen (Luftlinie). Wir trafen uns an der Hütte, quatschten ein bisschen, trugen uns im Hüttenbuch ein und tranken mit ihnen Bier. Unser ursprünglicher Plan war dass wir alle zur Nordspitze fahren würden. Beim Durchkalkulieren des Spritverbrauchs und der Reserven stellte sich leider raus dass dies einfach nicht mehr möglich sein würde und so machten wir uns auf den Rückweg.

Wir müssen bei den Leuten einen etwas seltsamen Eindruck hinterlassen haben. Alle Scooter die wir da oben sahen waren hochgezüchtete 4-Takter mit speziellen Longtracks, allen Raffinessen und rieisigen vollbepackten Schlitten. Im Kontrast dazu unsere popligen 2-Takter TöffTöffs, dazu nur mit einer Handvoll Reservekanister und Tagesrucksack bewaffnet am Ende der Welt. Und der Begriff Ende der Welt passt ganz gut. Blickt man von Mosselbukta Richtung Norden erstreckt sich nur offener Ozean, nichts mehr das zwischen uns und dem Nordpol gestanden hätte. ( Bis auf 1000km unüberquerbares Meereis, haha 🙂 )

Wir machten uns also auf den Rückweg und folgten auch eine ganze Weile unseren Tracks vom Hinweg. Ein Rückweg auf demselben Weg fanden wir aber alle einstimmig öde und entschieden uns einen Gletscher hinunterzufahren da wir dort alte GPS-Tracks eines Freundes hatten der den Gletscher im Vorjahr runtergefahren war. Ein großer Fehler wie sich rausstellen sollte. Der Gletscher hieß Reinsbukkbreen und ist wie alle anderen Gletscher ein Ausflussgletscher von Asgardfonna. Er liegt am westlichen Ende einer Kuhle. Auf der einen Seite füttert Asgardfonna ihn mit Eis, auf der anderen befindet sich nur eine schneebedeckte Steilwand welche man durchaus befahren kann aber nur von einer Seite.

Wir fuhren also diese steile Kuhle hinunter auf Reinsbukkbreen zu runter auf die Moräne zu. Von weitem sah sie schon etwas seltsam aus, als wir drin waren wussten wir warum. Die Moräne war geflutet mit Wasser welches nur stellenweise gefroren war. So ein Gletscher verhält sich von Jahr zu Jahr sehr unterschiedlich und quetscht auch mal im Winter noch einiges an Schmelzwasser aus. Wir hatten also nun GPS Tracks die aber leider genau durch das überfrorene Gebiet führten. Ergo mussten wir eine andere Route finden.

Unser erster Gedanke war natürlich einfach umzukehren und die Kuhle wieder hochzufahren. Haha, Pustekuchen, nicht einmal dem stärksten unserer Scooter gelang es annähernd wieder hochzukommen so steil war es. Wir saßen also in der Moräne in der Falle. Wir fuhren wieder in die Moräne und suchten nach einem besseren Weg.

Es bot sich leider kein anderer Weg durch die Moräne als über die nur halb gefrorene Icings. Dieses Risiko wollte keiner von uns eingehen und so blieb nur die letzte und unbeliebteste Möglichkeit unsere Scooter da durchzukriegen. Von Hand über einige halbwegs zugängige Moränenhügel schieben. Allein die Suche nach der idealen Route durch die Moräne dauerte ewig aber schließlich konnten wir uns auf eine Route einigen. Wir mussten zwar einiges an Schnee mit den Schaufeln bewegen und 3 Scooter á ~350kg durch bewegen aber schlussendlich haben wir es geschafft und konnten unsere Reise fortsetzen. Mir ist mehr als nur ein Stein vom Herzen gefallen als wir endlich durch waren! Fotos hab ich dort leider keine gemacht, in dem Moment hatten wir andere Sorgen. 🙂

Mit einem fast leeren Tank (die stundenlange Rumfahrerei innerhalb der Kuhle hatte einiges an Benzin gekostet) kamen wir an der Hütte an. Die einzige Reserve waren mieselige 5l Benzin in einer der JerryCans.

Am nächsten Tag entschieden wir uns für weniger Nervenkitzel und unternahmen eine einfache Wanderung zum nächstgelegenen Gletscher namens Stubendorfbreen. Dort trafen wir auf seltsame Eisformationen und ein großartiges Panorama vor einem Gletscher. Wirklich wunderschön dort!

Am nächsten Tag war unser Ziel der höchste Berg der Inselgruppe, Newtontoppen (1713m hoch). Unser Weg führte uns diesmal eine Moräne hoch und nicht runter, die Idee war: umkehren können wir immer. Alles lief glatt und wir fanden auf Anhieb einen guten Weg durch. Als es auf den Gletscher ging kamen wir plötzlich in eine sehr dichte Wolke und wir sahen so gut wie nicht mehr. Umso besser dann der Ausblick als wir aus der Wolke raus waren! Ein großartiger Ausblick.

Kurz vorm höchsten Punkt kam ein ganz schön steiler Part wo wir nicht sicher waren ob wir alle hochkommen würden. Mit Vollgas und ein bisschen Rumgespringe klappte es dann doch. Oben auf dem Plateau trafen wir auf eine Überraschung, ein orangenes Zelt mitten im Nirgendwo. Wir klopften an und witzigerweise schauten uns mehrere bekannte Gesichter an. Endre, ein Phd Student von UNIS und Eli eine Kommilitonin von mir. Insgesamt waren sie zu viert unterwegs und hatten dort oben auf dem Plateau von Gallerbreen ihr Camp aufgeschlagen. Die Gruppe war zum Skifahren gekommen und waren wohl auch schon einige Tage dort. Die Leute behaupten immer Zelten sei das einzig wahre, und Hütten für Weicheier. Wenn ich mir deren Zelt aber so angesehen habe muss ich sagen war das wesentlich komfortabler war als unsere Hütte (Schuhschachtel). Deren Zelt war beheizt, hatte eine eigens gegrabene Küchenzeile und ein Gewürzregal.. das staunten wir nicht schlecht!

Von dort oben aus ist Newtontoppen nicht weit, man muss nur einige Eisströme überqueren was aber ohne weiteres geht. Am Newtontoppen angekommen fuhren wir nur auf zwei Scootern hoch da einer der Scooter leider nicht motorisiert genug war um hochzukommen. Es bietet sich eine fantastische Aussicht über die ganze Insel. Ein paar Wolken trübten die Sicht, aber diese waren zum Glück in einiger Entfernung. Ich muss zugeben auf den höchsten Berg der Insel einfach hochzufahren ist eine etwas seltsame Art, aber da dieser numal so flach ist bietet es sich geradezu an! 🙂 Auch dort ist man nicht alleine in der Osterwoche, wir trafen doch tatsächlich 2 Skifahrer!

Auf unserem Rückweg kamen wir wieder am Zelt vorbei und folgten den Spuren die vom Zelt wegführten hinunter zum Tryggvebreen. Ein riesiger Drop von über 200m aber es macht einen Heidenspaß 😀 Wir fuhren auf ein Plateau am Perriertoppen, und begutachteten die Steilwand die wir 2 Tage zuvor nicht hochgekommen waren von der anderen Seite. Von unten dachte man irgendwie noch, ja das wird schon irgendwie gehen, aber von oben betrachtet erscheint es geradezu dämlich es überhaupt probiert zu haben, das ist fast eine Wand!

Wir machten Halt in der Nähe der abgestellten Scooter der Skifahrer und suchten nach ihnen. Wir fanden sie tatsächlich auch am Hang wie sie gerade den Berg bestiegen. Das nächste Mal dort bring ich Ski mit 🙂 Wir fuhren in einen Nebengletscher des Tryggvebreen und machten dort eine sehr lange Pause und schliefen sogar etwas in der wunderbar warmen Mitternachtssonne. Auf dem Rückweg hätten wir etwas vorsichtiger sein sollen. Ich war an letzter Stelle und sah die beiden Scooter vor mir sich einfach nur drehen, im ersten Moment dachte ich einfach nur WTF, ich realisierte aber sehr schnell dass wir auf Blaueis gelandet waren und konnte noch rechtzeitig abdrehen. Blaueis ist direktes Gletschereis was nur oberflächlich von ein bisschen Schnee bedeckt war. Das heißt die Oberfläche ist spiegelglatt wie auf einer Schlittschuhbahn. Und eben genauso verhält sich dann auch der Scooter, er dreht Pirouetten und man kann ihn nicht mehr kontrollieren, da bleibt nur abspringen und hoffen dass er sich irgendwo fängt. Alle blieben unverletzt und wir konnten nach dieser Schrecksekunde die Reise fortsetzen.

Den nächsten Tag verbrachten wir an der Hütte und bereiteten uns auf die Rückfahrt vor. Christian hatte noch nie einen Eisbär gesehen und so scherzte ich kurz vorm Aufbruch: “Alles was jetzt noch fehlt ist eigentlich nur noch ein Eisbär”. Ich drehe mich zum Fjord und sage: “und da isser ja”. Christian war in der Hütte und wollte zunächst nicht daran glauben weil er schon sehr viel Zeit auf Spitzbergen verbracht hatte, nie einen gesehen hatte und schon beinahe an eine Art Fluch glaubte. Wenn er verflucht war dann haben wir diesen Fluch zumindest in diesem Moment gebrochen gehabt. Christian sah in den folgenden Monate noch 6 weitere Bären 😉

Der Bär trottete in weiter Entfernung mitten auf dem Fjord entlang und kümmerte sich kein bisschen um uns. Von den Fotos die ich mit dem Tele geschossen habe würde ich auf ein adultes Weibchen tippen (die Halsform lässt mich darauf schließen).

Im Hüttenbuch kann man immer sehr nette Geschichten lesen von Leuten die schon einmal in dieser Hütte waren. Zwei Stories blieben besonders hängen, eine wo ein Eisbär wohl in die Hütte eingebrochen war und sie innen demoliert hatte, in der Schaumstoffmatratze findet sich auch heute noch ein riesiger Gebissabdruck eines Eisbären. Die andere Story stammt von meiner Professorin die sich für Feldarbeit dort auch kurz aufhielt. Dort hatte ein Eisbär in der Nacht wohl einen Stolperdraht der vor der Hütte aufgespannt war ausgelöst und versucht in die Hütte zu gelangen. Wir verewigten uns im Hüttenbuch (natürlich) und machten uns auf den Heimweg.

Die Schneebrücke die uns beim Hinweg etwas Sorgen bereitete war zum Glück noch vorhanden und so konnten wir recht fix auf Lomonosovfonna gelangen womit wir fast schon daheim waren. Beinahe! Es geht natürlich alles schief was schief gehen kann, ziemlich in der Mitte des Lomonosovfonna wollten zwei der Scooter nicht mehr weiter (wir waren auf dem Rückweg zu fünft unterwegs). Einen konnten wir (besser gesagt Peter) in einer Not-OP wieder herrichten, Der Vergaser war wohl verstopft/vereist/verdreckt (wir wussten es nicht genau), nach einem Aus,- und Einbau wollte er wieder so wie wir wollten. Den zweiten Scooter konnten wir leider nicht herrichten und so musste ich da ich die stärkste Maschine hatte diesen Scooter nach Hause schleppen. Von diesem Punkt an noch ungefähr 100km was kein Pappenstiehl ist, schließlich wiegen die Scooter einiges mehr als ein Schlitten. Scooter + Schlitten ziehen geht ziemlich schlecht und so mussten wir die Schlitten etwas umverteilen, zum Glück waren diese durch unseren Benzinverbrauch recht leicht geworden. Unser Rückweg führte uns über den Nordenskiöldbreen nach Gipsdalen und dort auf einen Gletscher namens Boltonbreen. Die Moräne hatte es in sich und es war kein Leichtes den geschleppten Scooter dort hochzukriegen. Richtig steckengeblieben sind wir dann aber erst auf dem Gletscher selber, dort war es am Ende einfach zu steil. So steil dass man etwas frustriert (auch vom einsetzenden Tauwetter) es halt nun auch mal übertreibt und so riss mein Variatorbelt. Kein Problem, man muss immer einen Ersatz dabei haben. Erst als wir zwei Zugmaschinen hintereinander spannten konnten wir den defekten Scooter hochschleppen und hinunter zum Fjord fahren. Dort begrüßte uns mal wieder die Noorderlicht, das eingefrorene Schiff im Tempelfjorden. Das Tauwetter des letzten Tages hatte einiges an Schmelzwasserpfützen auf der Oberfläche des Fjords entstehen lassen und sorgte für ziemlich viel Slush. Extremst unangenehmes Gefühl durchzufahren wenn hinten dran ein schwerer Scooter hängt. Zuerst merkt man dass man langsamer wird wenn man selber reinfährt, und dann nochmal zusätzlich langsamer wenn der geschleppte Scooter eintaucht. Bei länger werdenden Pfützen oder mehreren Pfützen hintereinander sehr unangenehm da Geschwindigkeit in diesem Moment das einzige ist das einem da raushilft. Da hilft nur Vollgas, und so heizte ich mit über 70 über das Eis nur um im Notfall nicht stecken zu bleiben.

Auf der anderen Seite angekommen waren alle gefährlichen Passagen hinter uns und wir konnten die Standardstrecke zurück nach Longyearbyen fahren.

Ein gutes Gefühl trotz aller Schwierigkeiten es geschaffte zu haben!

Nachtrag:  hier die Bilder